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Im Wartezimmer des Lebens

2/6/2022

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Da habe ich also den Auftrag gefasst, für den Programmpunkt PoetrySlam im Rahmen des 10jährigen Jubiläums von Wier Seisler einen kurzen Beitrag zu leisten.
In der Kürze liegt ja bekanntlich die Würze. Umso schwieriger scheint es mir, etwas Passendes auf Papier zu bringen. Das Publikum möchte sicher nach all der stillen Kulturzeit möglichst beschwingt unterhalten werden. Es möchte nicht unbedingt in die Tiefe tauchen und viel überlegen müssen. Darum…. Etwas Lustiges soll es werden. Etwas zum Lachen und Entspannen. Etwas, das mehr witzigen Wellengang als atemberaubenden Tiefgang hat. Easy… denkste…. Das Hirn rattert plötzlich wie verrückt. In diese Richtung oder doch lieber in die andere? Da flutscht statt die Kreativität plötzlich Corona in unser Haus. 5 Tage Isolation – passt…  viel Zeit zum Studieren und kreieren. Doch es fällt mir absolut nix zu.
Da sitze ich nun im Wartezimmer – im Vorhof zur Kreativität. So nenne ich mal den leeren, öden Raum zwischen den lebendigen Zeiten im Leben. In diesem Sinne kennt Ihr dieses Wartezimmer sicher alle. Das ist dort, wo PAUSE angesagt ist. Dort, wo du nicht weisst, was jetzt kommt und wie es weitergeht. Dort, wo du darauf wartest, dass sich etwas bewegt, aber es tut sich nichts. Dort, wo es erst mal langweilig ist und es genug Raum gibt, dass sich ein Gedankenchaos verbreiten kann. Da blüht es nicht, da scheint keine Sonne und da ist auch keine Bewegung drin. Ein Wartezimmer halt, in dem du hoffst, dass du bald an der Reihe bist und aufgerufen wirst.
Aber ja, wir wünschen uns noch oft etwas, das trotzdem nicht in Erfüllung geht. So sitze ich weiter meine Zeit ab in diesem Wartezimmer. Warten sind wir nicht mehr gewohnt. Nicht an der Kasse, nicht in der Schlange am Skilift, nicht im Strassenverkehr. Denn heute muss alles ruckzuck zackzack gehen. Tempo, Leistung und Effizienz sind gefragt. Wer da nicht mehr mit mag, dem droht, hinausgepengelt zu werden.
Mein Sohn regt mich an, das Wartezimmer nicht nur negativ zu betrachten, sondern mich umzusehen, was da alles zu finden ist. Ein wertvoller Impuls, den ich sehr dankbar entgegennehme.
So ändere ich den Fokus nach innen statt nach aussen. Ich konzentriere mich also, was es in diesem einen Zimmer alles zu entdecken gibt statt darüber nachzudenken, was hinter den geschlossenen Türen und Fenstern cooles auf mich warten könnte. Ich stelle fest, dass ich nicht alleine da sitze. Dass es auch anderen so geht und andere am Warten auf weiss nicht was sind. Ich sehe, dass es ein geschützter Raum ist und stelle mich auf diese Ruhe ein. Ich entdecke, dass genau das, was mich in diesem Moment beschäftigt, auch wertvoll zum Teilen sein könnte. 
Es ist im Leben nicht immer nur Lustig und das muss es auch nicht sein. Leben heisst lernen und leben heisst auch fühlen nicht nur denken. Gleichzeitig kommt es doch immer darauf an, welche Haltung wir zum Erlebten haben und was wir daraus machen.  So stelle ich mich mutig meinem inneren Befinden und suche nicht weiter mit Hochdruck nach einer witzigen Geschichte. Denn authentisch sein und zu seinen Schwächen zu stehen, schafft Nähe zum anderen. Irgendjemand da draussen findet sich wo möglich in der gleichen Geschichte und andere werden sich vielleicht später daran erinnern, wenn sie in einem ähnlichen Gefühlszustand stecken werden. 
Ich bin nun ganz erstaunt, wenn ich unverhofft an der Reihe bin und das Wartezimmer verlassen kann. Ich stelle fest, dass es darin gar nicht so übel war, wie ursprünglich wahrgenommen und hinterfrage nun den Standardsatz "Stillstand ist Rückschritt". Denn Stillstand ist auch Fortschritt. Denn wenn wir diese Stille auch mal aushalten, kommen wir viel besser weiter und vielleicht auch auf einen Weg, den wir im Strudel des Alltags gar nicht mehr sehen würden. So freue ich mich auf meinen nächsten Aufenthalt im Wartezimmer – im Vorhof zur Kreativität und bin gespannt, was es dann wieder Neues zu entdecken gibt.
In diesem Sinne wünsche ich auch euch allen, dass Ihr die verschiedenen Zimmer eures eigenen "Haus des Lebens" neu entdecken und erleben könnt und es wagt, einzutauchen in das was sich grad zeigt.
 
24.03.2022 rz
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